Mehrsprachigkeit und Multiethnizität in Russland

In Deutschland ist über die Mehrsprachigkeit und Multiethnizität Russlands nur wenig bekannt. Mein Anliegen war es daher, mit Schüler:innen diesen weißen Flecken zu bearbeiten und im Sinne der Kritischen Fremdsprachendidaktik diesen Aspekt der russländischen Gesellschaft zu werfen, der auch viele Anknüpfungspunkte an die deutsche Gesellschaft und die Lebenswelt der (mehrsprachigen) Schüler:innen bietet.

Ein Großteil der Materialien ist auch in dem Heft „Diversität unter Druck“ zu finden, das in Zusammenarbeit mit dem DRJA und der bpb entstand.

Bei der Umsetzung der Unterrichtseinheit wählte ich einen (für mich) ungewohnten Ansatz aus. Die zwei Doppelstunden in der Woche teilte ich auf: Während Dienstags die Sprache und die Vermittlung der kommunikativen Kompetenzen im Mittelpunkt stand, fokussierten wir uns mittwochs auf das ausgewählte „inhaltliche“ Thema und stellten so die interkulturelle Kompetenz in den Fokus. Dabei hatte das Russische dienende Funktion – es wurde verwendet, um die (authentischen) Videos und Texte zu rezipieren. Austausch und Diskussion erfolgte auf Deutsch.

Die Unterrichtseinheit beinhaltet folgende inhaltliche Aspekte:

  • Individuelle und gesellschaft. Mehrsprachigkeit: Ausprägungen und Rahmenbedingungen in Deutschland und Russland
  • Ethnische Diversität in Russland: kurzer histr. Rückblick (ab Beginn des 20. Jh.), Situation heute
  • Initiativen und Aktivismus im Dekolonialisierungsdiskurs
  • Einblick in die Regionen Burjatien, Jakutien, Tuva
  • Minderheitensprachen: Vom Aussterben bedroht (Itelmenisch, Nganasanisch), Mittel für den Spracherhalt
  • Alltagsrassismus & Diskriminierungserfahrungen

Die Materialien habe ich so zusammengestellt, dass ich möglichst viele Stimmen von Angehörigen nationaler Minderheiten aufgenommen habe.

Den Abschluss der Unterrichtseinheit bildet eine Klausurersatzleistung, für die ich auf Anregungen zur zeitgemäßen Prüfungskultur zurückgegriffen habe. Die Lernenden haben jeweils einen unterschiedlichen Instagrampost des Kanals „Asians of Russia“ bekommen und mussten dazu unterschiedliche Aufgaben bearbeiten.

Am 15. September 2025 habe ich über diese Unterrichtseinheit und ihre mediendidaktische Einbettung im Rahmen einer Fortbildung für Russischlehrer:innen in Zusammenarbeit mit dem DRJA berichtet. Ich habe in dem Workshop „Soziale Medien als Unterrichtsgegenstand“ dafür plädiert Soziale Netzwerke als prototypischen Bestandteil der Kultur der Digitalität nicht aus dem Unterricht zu verbannen, sondern zum Analysegegenstand zu machen. Die Folien sind unter Materialtipps zu finden.