OECD-Lernkompass

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Der „OECD-Lernkompass 2030″ erschien 2019 auf Englisch und 2020 in der deutschen Übersetzung. Der Lernkompass versteht sich als Impulspapier zur Gestaltung von Lernprozessen im Jahr 2030. Interessant ist, dass die OECD, die seit dem Jahr 2000 für die weltweite Konzeption und Durchführung der PISA-Studien verantwortlich ist, diese Publikation herausgegeben hat. Die PISA-Studie (und die daran anschließenden großen (inter-)nationalen Schulleistungsstudien) sind ursächlich für die Standardisierung im deutschen Bildungssystem verantwortlich.

Der „Lernkompass“ steht konträr zur Standardisierung, ist doch der zentrale Begriff „Student Agency“ (auch in der deutschen Übersetzung wird der Begriff der „Student Agency“ verwendet), worunter verstanden wird, dass „Schülerinnen und Schüler (…) mit eigenständiger Handlungs- und Gestaltungskompetenz (Student Agency) und Unterstützung durch ihre Umgebung (Co-Agency) – insbesondere durch ihre Lehrkräfte (Teacher Agency) – zunehmend Verantwortung für ihr Lernen“ übernehmen (OECD 2020, 16).

Besonders inspirierend finde ich die Impulse in Form des „Leiter-“ bzw. „Sonnenmodells“ zu „Partizipation / Co-Agency“ (ebd., 39 ff.), die die unterschiedlichen Formen der Einbindung der Lernenden in die Gestaltung von Lernprozessen im Unterricht und Schulleben visualisieren. Besonders in Hinblick auf die Stärkung von Demokratielernen und -erleben ist diese Reflexion über den derzeitigen Status Quo Augen öffnend.

Der Lernkompass kann für die Gestaltung von Russischunterricht dahingehend Impulse geben, dass der häufig anzutreffenden ausgeprägten sprachlichen Heterogenität in Lerngruppen mit einem weiten Verständnis von Individualisierung begegnet wird, indem die Entwicklung von „Student Agency“ zum Leitmotiv wird. Dies gelingt durch eine Öffnung des Unterrichts auf methodischer und inhaltlicher Ebene.