Über unser Fach und unsere Fachdisziplin

Wir sind eine Orchidee! Eine exotische, wunderschöne Pflanze! Sowohl in der Schule als auch an der Universität ist Russisch bzw. Russischfachdidaktik ein Orchideenfach und man erntet sein ganzes Studium und Berufsleben lang ungläubige Blicke, dass man Russisch (auf Lehramt) studieren und in der Schule unterrichten bzw. sich mit Russischdidaktik beschäftigen kann.

Die Entwicklung der Fachdisziplin Russischfachdidaktik ist eng mit der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und den daraus resultierenden unterschiedlichen Schulsystemen verbunden. Aufgrund der marginalen Bedeutung des Schulfachs Russisch gab es im damaligen Westdeutschand nur eine sehr eingeschränkte Entwicklung der Fachdisziplin. In der ehemaligen DDR sah die Situation hingegen anders aus, da die hohen Lerner:innenzahlen mit einem großen staatlichen Unterstützung im Bereich der Lehreraus- und -fortbildung sowie Materialerstellung einherging. Allerdings muss im Rückblick konstatiert werden, dass die fremdsprachendidaktischen Diskurse (z.B. die kommunikative Ausrichtung ab den späten 1970er Jahren) aus westeuropäischen Ländern kaum Eingang in den Russischunterricht in der DDR fanden (Bergmann & Heyer 2014).

Da nicht abzusehen ist, dass sich an der geringen Größe des Faches und der Fachdisziplin etwas ändern wird, plädiere ich dafür die interdisziplinäre Vernetzung zu suchen. Sowohl im universitären als auch im schulischen Rahmen ist der Austausch mit anderen Fremdsprachendidaktiken sehr gewinnbringend. Gerade die Kolleg:innen aus den anderen zweiten und dritten Fremdsprachen wie Spanisch und Französisch stehen sehr häufig vor den gleichen oder ähnlichen inhaltlichen, didaktischen und methodischen Fragestellungen. Auch der Blick auf die Englischdidaktik und den Englischunterricht ist immer gewinnbringend, da diese allein aufgrund der Größe und globalen Verbreitung den fremdsprachendidaktischen Diskurs prägen. Für die Arbeit mit Herkunftssprachler:innen lohnt sich der Blick in die Deutschdidaktik, vor allem im Bereich der Schreibförderung und der Literaturdidaktik. Aber auch der weitere Blick in die erziehungswissenschaftlichen Fachbereiche fördern neue Perspektiven zutage, z.B. der Blick in die Mediendidaktik (vgl. Höfler 2025), zeitgemäße Bildung, Resonanzpädagogik etc.

  • Bergmann, Anka; Heyer, Christine (2014): Bedingungen des Russischlernens in Geschichte und Gegenwart. In: Anka Bergmann (Hg.): Fachdidaktik Russisch. Eine Einführung. Tübingen: Narr-Verlag, S. 13–29.
  • Höfler, Elke (2025): Media Literacy stärken: Überlegungen zum Sprachenlernen in der (Post-) Digitalität. In: Erziehung und Unterricht: Österreichische Pädagogische Zeitschrift 175 (5-6), S. 400–407.
  • Wengler, Jennifer (2024): Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und ein Ende des Fremdsprachenunterrichts (wie wir ihn kennen)? Online verfügbar unter http://www.jenniferwengler.de/2024/digitale-transformation-fu/, zuletzt geprüft am 20.05.2024.