Zunächst eine kleine Begriffsklärung: Auch heute noch wird der „Herkunftssprachenunterricht“ in einigen Bundesländern „Muttersprachlicher Ergänzungsunterricht“ (MEU) oder „Erstsprachenunterricht“ (ESU) genannt.
In diesem Beitrag soll es nur um den schulischen Herkunftssprachenunterricht (HSU) gehen. Wie der Fremdsprachenunterricht ist auch das Angebot aufgrund der föderalen Struktur standortabhängig. Um die heutige Situation zu verstehen, lohnt es sich, den Beitrag von Reich (2017) zu lesen. In diesem beschreibt er die Genese des Herkunftssprachenunterricht seit den 1970er Jahren und legt dar, wie der „Flickenteppich“ aus völlig fehlenden Angeboten, Angeboten in Kooperation mit Konsulaten oder Angeboten unter staatlicher Aufsicht zustande gekommen ist. Doch auch die HSU Angebote unter staatlicher Aufsicht unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland stark hinsichtlich ihres Status (Vorhandensein eines Lehrplans, Anerkennung als eigenständiges Fach, Benotung), ihrer Stundenzahl und ihrer Angebotshäufigkeit. Einen Überblick über die derzeitige Situation in den einzelnen Bundesländern für alle Herkunftssprachen gibt der Mediendienst Integration (2022) und mit einem Fokus auf die slavischen Sprachen Birzer et al. (2025).
Die fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Forschung über HSU ntwickelt sich langsam. In dem aktuellen Forschungsverbund „HSU-Interregio“ werden Forschungsprojekte zum HSU in verschiedenen Bundesländern zusammengeführt.
Das europäische Projekt „Your Language Counts!“ richtet den Blick auf die Situation des HSU in verschiedenen europäischen Ländern.

- Birzer, Sandra; Böhmer, Jule; Steinbach, Andrea (in Druck): Der Status Quo slavischer Sprachen an Schulen in Deutschland. In: Jahrbuch des Gesamtverbands moderne Fremdsprachen.
- Böhmer, Jule; Safouane, Silvana (in Druck): Sprachunterricht in Hamburg. Aus „Herkunftssprachenunterricht“ und „Fremdsprachenunterricht“ wird „Sprachunterricht“. In: Jahrbuch des Gesamtverbands moderne Fremdsprachen.
- Lengyel, Drorit; Neumann, Ursula (2016): Herkunftssprachlicher Unterricht in Hamburg – Eine Studie zur Bedeutung des herkunftssprachlichen Unterrichts aus Elternsicht (HUBE). Universität Hamburg. Online verfügbar unter https://www.ew.uni-hamburg.de/einrichtungen/ew1/vergleichende/diver/ueber-uns/aktuelles-neu/hube/08122016-bericht-hube-ev.pdf, zuletzt geprüft am 20.08.2025.
- Mediendienst Integration (Hg.) (2022): Wie verbreitet ist herkunftssprachlicher Unterricht? Berlin. Online verfügbar unter https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Factsheet_Herkunftssprachlicher_Unterricht_2022.pdf, zuletzt geprüft am 10.03.2025.
- Reich, Hans H. (2017): Institutionelle Entwicklungen des Herkunftssprachenunterrichts in Deutschland (mit einem Seitenblick auf Österreich und die Schweiz). In: Cemal Yıldız, Insa Gülzow, Nathalie Topaj und Reyhan Thomas (Hg.): Die Zukunft der Mehrsprachigkeit im deutschen Bildungssystem: Russisch und Türkisch im Fokus. 1st, New ed. Frankfurt a.M: Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften, S. 81–97.

